Zeitschrift für Genozidforschung 17 (2019), 1/2

Titel der Ausgabe 
Zeitschrift für Genozidforschung 17 (2019), 1/2
Weiterer Titel 
"Gewaltraum" Mittelmeer? – Strukturen, Erfahrungen und Erinnerung kollektiver Gewalt im Zeitalter der Weltkriege

Erschienen
Weilerswist 2019: Velbrück Wissenschaft
Erscheint 
halbjährlich
ISBN
978-3-95832-187-8
Anzahl Seiten
291
Preis
41,00

 

Kontakt

Institution
Zeitschrift für Genozidforschung. Zeitschrift des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum
Land
Deutschland
c/o
Dr. Medardus Brehl (verantwortlich), Institut für Diaspora- Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum, D-44801 Bochum Tel.: +49 (0)234/32 29702, Fax: +49 (0)234/32 14770
Von
Brehl, Medardus

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

erschienen ist ein neues Doppelheft der "Zeitschrift für Genozidforschung" zum Thema "'Gewaltraum' Mittelmeer? – Strukturen, Erfahrungen und Erinnerung kollektiver Gewalt im Zeitalter der Weltkriege". Herausgeber des Bandes sind Medardus Brehl und Kristin Platt. Das Doppelheft (291 Seiten) kann zu einem Preis von EUR 41,00 über den Buchhandel oder direkt über den Verlag (<www.velbrueck-wissenschaft.de>) bezogen werden.

Die Zeitschrift für Genozidforschung erscheint halbjährlich. Der Jahresbezugspreis beträgt 41,00 Euro, das Einzelheft 19,50 Euro, incl. MWst., zzgl. Versandkosten. Die Redaktion lädt zur Einsendung von Manuskripten ein, über die Veröffentlichung entscheidet ein peer-review Verfahren. Weitere Informationen zur Zeitschrift finden Sie auf unserer Homepage <www.http://www.idg.rub.de/publikationen/zfg.html.de>

AUS DEM EDITORIAL:

"Man muss Timothy Snyders These der "Bloodlands" nicht folgen, um die Frage nach dem Mittelmeer als "Gewaltraum" des frühen 20. Jahrhunderts zu stellen. Als eine ganz besondere, einmalige "Geschichtsregion", die drei Kontinente – je nachdem – trenne oder vereine, ist der Mittelmeerraum spätestens seit dem 19. Jahrhundert gerade auch im deutschsprachigen Raum wissenschaftlich wie populär festgeschrieben worden, und selbst heute beginnt kaum eine Publikation über mediterrane Themen ohne diese Setzung.

Bezeichnenderweise mangelt es – ebenfalls wiederum besonders in der deutschsprachigen Forschungslandschaft – an Perspektiven, die die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts für die mediterrane Region zusammenhängend beleuchten. Dabei haben gerade die Gedenkjahre 2014/15 und 2018 mit der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg und an den Genozid an den Armeniern, der achtzigste Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs in diesem Jahr sowie die in den letzten Jahren wieder intensiver geführten politischen Debatten um Reparationszahlungen Deutschlands an Griechenland die mediterranen Dimensionen kollektiver Gewalt deutlich gemacht.

Das Beispiel Griechenland zeigt zudem, dass selbst längst existierende Forschung zu Teilaspekten einer mediterranen Gewaltgeschichte bislang kaum wissenschaftliches Wissen in den öffentlichen Raum, ins »allgemeine Wissen« der (deutschen) Gesellschaft transferieren konnte. Den Deutschen, so scheint es, bleibt das Mittelmeer entweder (in seinem nördlichen Teil) ein touristischer "Sehnsuchtsraum" oder (in seinem südlichen Teil) neuerdings wieder ein Raum der Krisen und Konflikte (und zwar "der Anderen").

Wenn im neuen Heft der Zeitschrift für Genozidforschung das Mediterraneum mit dem Topos eines "Gewaltraums" zusammengedacht wird, geht es keineswegs darum, einen kulturell oder gar ‘natürlich’ vor/strukturierten "Raum der Gewalt" zu postulieren und festzuschreiben. Vielmehr ist es das Anliegen der Beiträge des Themenheftes, eine – auch über Jahrhunderte als solche aufgeladene – "Geschichtsregion" in den Blick zu nehmen und anhand dieses Zuschnitts Strukturen von kollektiver Gewalt und Völkermord zu untersuchen und transparent zu machen:

Die Beiträge rücken einzelne gewaltvolle Umwälzungen des Mittelmeerraums zwischen Kolonialismus und Weltkriegen in eine größere zusammenhängende Perspektive, die Kontinuitäten aufzeigt, die die langanhaltenden, generationenübergreifenden Nachfolgen der Gewalt in den Blick nimmt und nicht zuletzt auch heutige politische und soziale Ereignisse in ihrer historischen Bedingtheit verortet und beleuchtet."

Inhaltsverzeichnis

ARTIKEL:

Andreas Guidi:
Die osmanischen Gefangenen vom Dodekanes. An der Schnittstelle von kolonialer und kriegerischer Gewalt während des Italienisch-Osmanischen Krieges von 1911/12 (S. 6–28)

Talin Suciyan:
Armenier in der Türkei. Ein Leben unter dem postgenozidalen Habitus der Leugnung (S. 29–56)

Florian Brückner:
Gewaltlektüre(n). Tendenzen der Ästhetisierung von Gewalt in der NS-Literatur zum Spanischen Bürgerkrieg (S. 57–82)

Patrick Bernhard:
Im Rücken Rommels. Kriegsverbrechen, koloniale Massengewalt und Judenverfolgung in Nordafrika, 1940–1943 (S. 83–122)

Christopher Theel:
Aus der Praxis der SS- und Polizeigerichtsbarkeit in Kroatien, Italien und Griechenland. SSrichterliche Tätigkeit und gerichtsherrliche Befugnisse im regionalen Vergleich (S. 123–163)

Karlo Ruzicic-Kessler:
Der Gewaltraum Jugoslawien, die Shoah in Kroatien und die italienische Besatzung (S. 164–191)

Jason Chandrinos:
»Die Griechen sollen sich gegenseitig aufhängen«. Okkupation, Widerstand und Bürgerkrieg im Raum Attika (1943–1944) mit dem Blick eines deutschen Soldaten (S. 192–208)

Anna Maria Droumpouki:
Das Massaker von Distomo (10.6.1944). Belastendes Erbe eines unbewältigten NS-Verbrechens vom Kriegsende bis heute (S. 209–225)

Martha Kleinhans:
Transkulturalität und Trauma: Antonia Arslans Narrativik (S. 226–252)

Anna Lammers:
Erinnerungsarbeit und die (Re-)Konstruktion der Vergangenheit in der Literatur. Das literarische Werk des galicischen Autors Manuel Rivas (S. 253–272)

Rezensionen (S. 273–288)
AutorInnen des Hefts (S. 289–291)

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